23.03.2019 kleine Ausfahrt durch Tschechien

Diese aufgehende Sonne strahlt mir mitten ins Gesicht, die Frau weit weg, im Urlaub an der Ostsee. Noch genügend Zeit für den Aufgabenzettel, neudeutsch To-do Liste. Nein heute kein Fenster putzen, maximal Visier.

Frank hat gerufen, Tour um 11 Uhr.

Also Zeit, endlos in diesen Tag zu trödeln. Tschechien hat er geschrieben. Ich hatte doch da mal eine Landkarte, wo ist die nur. Nach gefühlt fünf Litern Kaffee und hunderttausend Flüchen und Schimpfwörtern habe ich sie gefunden und sofort den Entschluss gefasst, muss ersetzt werden.

Draußen Sonne, Thermometer zeigt schon über 20°C, da kann man nur gute Laune haben und ich habe sofort meine soziale Ader gefühlt und eine Oma mit ihrem Rollator die Straße überqueren lassen, dabei war hinter mir, bis zum Horizont alles frei. Sei es drum, keine rote Ampel hat genervt.

Genervt hat dann aber, alle mussten heute raus und natürlich alle mit dem Auto, um in irgendwelche Einkaufszentren zu fahren. Sonntagsfahrer ist noch der freundlichste Name, den ich unter meinen neuen Schubert-Helm verteilt habe.

Pünktlich um 11 Uhr war ich am Treffpunkt, Frank auch und in der Hoffnung es kommt noch wer haben wir gewartet. Es war gut so, ein Quadro kam auf uns zu und Holm wollte wissen, ob wir es sind. Die leidenschaftlichen Raucher, welche jetzt zum Zigaretten kaufen eine Tour machen.

Wir haben erst einmal alles verbal ausgetauscht. Holm hat keine Zweiradfahrervergangenheit, ja nicht mal einen Führerschein, für das Zweirad. Aber sonst hat er auch das Ein oder Andere zu erzählen gewusst. Dann haben wir uns erst einmal aus Deutschland raus gestaut. Über Heidenau, Pirna, es ist der Hass. An einer Tankstelle hatten wir gehofft Jogi noch einsammeln zu können, hat leider nicht geklappt, aber volles Verständnis.

Und dann Tschechien. Grenznahe Märkte wirken auf mich immer wieder befremdlich. Aber die Zeit rief nach Mittagessen. Ein Gasthaus war schnell gefunden und es gab auch viele andere Gäste. Mit Knoblauchsuppe haben wir angefangen. Mit übertriebener Freude stellte ich fest, wahrscheinlich sauber und ehrlich gekocht, bedeutet ohne Geschmacksverstärker, im besonderen Glutamat. Ich freute mich jetzt riesig auf den Rindergulasch mit Knödeln und Kraut. Und nun der Reinfall. Die Soße des Gulasch war wieder mit allen Elementen des Periodensystems gekocht. Für mich bedeutet das, der Rest des Tages ist gelaufen. Nicht empfehlenswert und auch wenn der Dreck nur 11,50 € gekostet hat, unbedingt auf so etwas verzichten. Keine Kritik an unserem Tourführer, zu mal er vorne weg schon zu bedenken gegeben hat, könnte sehr touristisch sein.

Die darauf folgende Fahrt immer parallel zur deutschen Grenze, auf tschechischer Seite, war dann Entschädigung und pure Freude. Kaum Autoverkehr, Wälder, Felsmassive, kleine Straßen. Grenzlanderfahrung. Das Wetter, die Straßen, die Kurven, ich hätte jauchzen wollen. Geführt hat uns natürlich Frank und ein völlig veraltetes Navigationssystem TomTom und meine zwanzig Jahre alte Falk Länderkarte. Die Natur war noch grau, blass. In einer Woche bestimmt ganz anderes Bild und doch wunderschön zu fahren. Der Frühling war mit Vorboten, Schneeglöckchen etc. zu sehen, zu riechen, zu fühlen.

Wir haben, um mich mit der tschechischen Küche zu versöhnen noch einen Kaffeestopp gemacht. Palatschinken und türkisch Kaffee, der ja bekanntlich schön macht. Holm meinte dazu, dann muss er damit groß gezogen wurden sein. Was für ein Spruch.

Ab der deutschen Grenze staute es sich dann wieder nach Dresden, voll ätzend. 18:30 Uhr war ich zu Hause, also nach 7,5 Stunden und 190 gefahrenen Kilometern. Aber hee jede Minute und jeder Kilometer hat sich gelohnt. Was für ein Tag und noch 16° C. Danke Frank, nicht für die 16° C, für diese geniale Tour, hätte ich nicht besser hinbekommen …

Rollerkoenig