19.09.2020 kleine Tour

Sonnabend, eigentlich kein Tourentag, aber heute war alles anders und wir, vier harte Burschen vom Rollerklub, wurden zu „Grenzgängern“. Angefangen hat alles bei 13°C an einer ARAL-Tankstelle in Meißen. Matthias schlug es als Startpunkt nach Görlitz vor. Matthias fuhr mit einem Roller von Honda 300 cm³ vor, knappe zwei Jahre alt, sah aber taufrisch aus. Nur der Auspuff klang krank und siehe da, Matthias fährt auch nicht mit dem Orginalendrohr, sondern hat sich von der Werkstatt ein anderes anschrauben lassen. „Sieht besser aus“ sagt er. Aber Matthias, als Rollerfahrer legen wir doch keinen Wert auf Äußerlichkeiten. Ich habe mit ihm dann über inneren Werte des Hondarollers diskutiert. Endlich mal wieder bei einer Rollerausfahrt ein Roller. Alexander kam mit einem Motorrad, weil er seinen Roller sträflich vernachlässigt hat, so mit ohne TÜV und Glatze auf dem Hinterreifen. Aber Respekt für die Polizei, die so etwas bemerkt, bei der Fahrt zum Bäcker, nur um einen Krapfen (kleines, rundes, oft süß gefülltes Gebäckstück) zu essen. Und Frank, natürlich völlig erhaben und jeder Diskussion müßig, ob Roller oder nicht Roller, mit der Goldwing

Alexander wurde zum Tourführer bestimmt. Er guckte genau 4 Minuten auf meinen analogen Reiseatlas Maßstab 1:200000 murmelte und brummelte etwas und dann ging es los. Und es war gleich herrlich, es ging Richtung Nord/Nordost raus, die Straßen wurden kleiner, die Verkehrsteilnehmer weniger. Gefahren sind wir von Meißen nach/über Radeburg, Königsbrück, Schwepnitz, Richtung Hoyerswerda, Schwarzkolm, Lauta, vorbei am Geierswalder See, zum Tagebau Welzow. Natürlich Orte die jeder aktive Rollerfahrer kennt und schon stramm durchrollert hat, aber die Straßen die wir gefahren sind kannte ich noch nicht. Es ging durch Wälder und sogar und das ist selten geworden in Deutschland, über Straßen mit dem kleinen Kopfsteinpflaster. Es war so herrlich und die Sonne lachte und die Temperatur stieg. Es wurde heißer und beim ersten Halt kam auch gleich die Diskussion über die Bekleidungsordnung. Ich hatte mich für eine Motorradkombi entschieden, aber alles noch ohne Futter etc. Pullover hatte ich drunter, Wanderschuhe an. Alexander Motorradfahrerjeanshose, Motorradjacke, darüber Windstopper, Motorradschuhe. Matthias eher natürliches Outfit, nicht aus den Regalen der Motorradausrüster, der Witterung angepasst, jeden Klischee des Rollerfahrers erfüllende Freizeitbekleidung. Frank sah neu aus und siehe da, neue Kleidung eines bekannten Markenherstellers den ich auch mag, aber mir nicht mehr leisten kann (verheiratet und Kind) und so habe ich ihn natürlich gelobt und seine aerodynamischen Qualitäten hervorgehoben. Es ging dann noch um seine Funktionsunterwäsche, aber die wollte er uns an diesem, zugegeben hässlichen Rastplatz direkt an der Straße nicht vorführen. Das es immer noch Mitbürger, entschuldigt solche Schweine gibt, die ihren Müll einfach irgendwo entsorgen.

Und eben dann schlängelten wir uns an der Grenze Sachsen/Brandenburg lang. Und es war wieder herrlich zum jauchzen. Alleenstraßen, Felder, Wälder und dann ein Tagebau. Am liebsten wollte ich noch eine Diskussion über Energiewende, Kohleausstieg, Strukturwandel in der Region. Aber wir haben keinen Eingeborenen (Brandenburger) gefunden, um ihn zu fragen, wie er darüber denkt.

Praktische Fragen waren jetzt zu klären. Es war Mittag, mein Zuckerspiegel am sinken, der mittagessengewohnte Körper schrie nach Nahrung. In meinem Helmkasten hatte ich Brötchen, welche ich verteilt habe, weil ich davon ausging, den anderen muss es ja genauso gehen. Bei der Weiterfahrt dann ein Imbiß, der Traum von einem Imbiß (s.h. Foto) und geschlossen. Die Alternative (s.h. wieder Foto) war dann doch gar nicht schlecht, ein hoch auf Bäckereifachverkäuferinnen und ihre Schlagfertigkeit. Gebe ich jetzt hier nicht im einzelnen wieder.

Und irgendwann waren wir dann doch in Görlitz, aber nur „angeschlagen“ und Rückfahrt geplant. Wollen wir über Tschechien fahren, oh ja bitte ich habe Fahrriemen. Aber ich Trottel hatte auch um 18 Uhr noch einen Termin in Dresden und die anderen meinten dann schaffen wir das nicht und eine Chance haben wir noch, bei zügiger Rückfahrt über die B6. Noch getankt und los. In Weißig haben wir uns verabschiedet. Danke Jungs, ich kam nur ein bisschen zu spät und es war herrlich. Bei mir war die Tour 322 km lang und jeder Kilometer es Wert.

Rollerkönig

Laut Navi von gentlemandd ist das die gefahrene Strecke: Strecke auf kurviger.de