Den Gedanken an einen etwas längeren Rollertrip in andere Länder hatten wir ja schon länger im Kopf. Auf der Motorradmesse in Dresden sind wir dann auf Informationsmaterial von „Feelgood-Reisen“ gestoßen. Da werden u. a. organisierte Individualreisen angeboten. In unserem Fall heißt das, dass Hotels und Fähren gebucht sind und uns eine Strecke vorgeschlagen wird. Dazu gibt es eine ausführliche Tourenbeschreibung mit Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Cafes u.ä. an der Strecke.
Zuerst dachten wir an eine Reise nach Irland. Den Gedanken haben wir aber wegen der langen Anfahrtswege bald fallen gelassen. Dann kam uns die Idee, zwei der angebotenen Reisen, nämlich „Auf den Spuren der Hanse“ und „Baltikum kompakt“ zusammenzulegen. Für „Feelgood-Reisen“ war das überhaupt kein Problem und bald bekamen wir eine Tour präsentiert, von der wir nun berichten wollen.
1. Tag – Dresden Rostock – 463 km
Ziemlich pünktlich 8:00 Uhr starten wir in Dresden. Der Weg führt uns über Dresden und Großenhain Richtung Brandenburg. Die brandenburgischen Chausseen nehmen uns auf und wir fahren sehr entspannt durch kleine Dörfer und Städtchen. Im Jüterbog, am Übergang vom hohen zum niederen Fläming gelegen, halten wir das erste mal. Das Wetter ist Klasse, sonnig und fast schon zu warm.
Nach kurzer Pause geht es weiter nach Klaistow. Dort kommen wir etwa 11:30 Uhr auf dem Spargelhof an, essen zu Mittag und schwatzen dabei mit Lutz Freunden Pie und Oxana, die dort arbeiten und sich kurz Zeit für uns nehmen können. Es gibt Kasslerbraten und Sauerkraut mit Heidelbeeren, eine gut schmeckende Kreation von Pie.
Nach der Verabschiedung drängt es uns in Richtung Ostsee. Also Rostock als Ziel und „Autobahn vermeiden“ als Profil ins Navi eingeben. Bei der nächsten Möglichkeit noch tanken und dann los
Der Verlass aufs Navi hat so eine Krux: man wird zielsicher geführt, kann aber nur in etwa erahnen, wo man gerade ist. Manchmal weiß man es gar nicht….
Irgendwann kommen wir nach Pritzwalk und halten dort an, um in einer Fußgängerzone einen Kaffee zu trinken.
Dann weiter durch sehr schön zu fahrende brandenburger und mecklenburger Alleen nach Rostock. Dort landen wir gegen 17:30 Uhr in der „Trotzenburg“ an, einem hübschen Lokal mit Biergarten und gutem Essen. Wir genehmigen uns ein Hausbier und Schnitzel. Auf Lutz Frage, ob die „cremige Rahmsoße“ denn auch wirklich cremig sei, wird er auf die Beschwerdemöglichkeit beim kräftigem Koch hingewiesen. Daraufhin wird die Soße als „doch schon cremig“ von Lutz bewertet.
Bald treibt es uns aber zur Fähre, die 23:00 Uhr ablegen soll. Nun ist es bis dahin zwar noch viel Zeit, aber wir müssen noch tanken und Wasser für uns besorgen und außerdem ist es unsere erste Fährfahrt und wir sind doch etwas aufgeregt.
Am Fährhafen checken wir am Terminal (klingt hochtrabend, sind aber nur ein paar Fahrspuren mit Pförtnerlogen) ein. „Am Kreisverkehr gelbe Ausfahrt, Spur 49“ tönt es aus der Kabine. Der „Kreisverkehr“ sind ein paar Plastikbaustellenabsperrungen die rot, blau und gelb angepinselt sind. Wir bei gelb raus – wo verflixt ist Spur 49? Also noch mal in den Kreisverkehr – ja, wir waren richtig bei gelb und dann entdecken wir auch die verblichene 49 mit gelben Fahrstreifen am Anfang des Platzes. Vor uns steht ein Stollberger mit seinem VW Bus, der uns kurz erklärt, wie das Auffahren ablaufen wird. Etwas später kommen dann noch 3 Norweger und ein Slowake mit Motorrädern dazu und wir betreiben Smalltalk in englisch, was ganz gut funktioniert.
Die Auffahrt ist dann auch leicht beherrschbar, man sollte natürlich auf den Schiffsrampen aufpassen, die sind uneben und glatt. Wir werden an eine Stelle gelotst, die zwischen den Fahrspuren hinter den Aufgängen ist. Nachdem wir unser Handgepäck gegriffen haben, werden die Roller mit einem Gurt an eine am Boden verlaufenden Kette verzurrt und wir entern unsere Kabine.
Bei 2 kleinen Bier sehen wir uns die Ausfahrt der Fähre bis Warnemünde an und gehen gegen 0:00 Uhr ins Bett.
2. Tag – Trelleborg – Kalmar – 395km
Nach knapp 5h stehen wir auf – total müde, weil wir durch die Geräusche auf der Fähre kaum schlafen konnten. Ein sehr gutes Frühstück hilft uns aber leidlich auf die Beine und dann müssen wir zügig zu den Rollern, denn es geht pünktlich 6:00 Uhr die Luke auf und wir müssen von Bord. Dabei kurze Panik bei Frank, sein Roller ist wohl seekrank und springt nicht gleich an und alles verlässt schon das Schiff. Irgendwann springt er doch an und Frank muss nicht auf der Fähre zwischen den Ländern pendeln.
Als erstes fahren wir in Trelleborg an einen Geldautomaten, denn die Schweden haben ja Kronen. Im Nachhinein schätzen wir ein, dass die Preise in Schweden etwa 20% über den deutschen liegen.
Nach dem Geldfassen geht es auf in Richtung Kalmar. Durch Ystad, wo die schwedischen „Wallander-Krimi“ spielen, fahren wir weiter auf noch nebligen Landstraße bis nach Kaseberga, wo wir rechts zur Küste abbiegen um „Ales Stenar“ zu besuchen, eine imposante Schiffssetzung. Leider sind die Erklärungen auf den Tafeln nicht in deutsch, so dass wir nur erahnen, worum es da geht. Zu Hause bei der Nachbereitung der Reise hilft uns dann Wikipedia. Nach Besichtigung der Steine laufen wir abwärts zum Strand und finden dort Zeit für einen Kaffee.
Dann geht es wieder auf der Landstraße bis nach Kivik. Landschaftlich fallen besonders die weiten Ebenen ins Auge. In Kivik im Supermarkt holen wir uns Nachschub an Wasser und können viele amerikanische Straßenkreuzer bewundern, die dort offensichtlich zu einen Treffen kommen. Anschliessend fahren wir dann in die Nähe nach Bredarör, wo es ein steinernes Hügelgrab aus der nordischen Bronzezeit mit einer Steinkiste zu sehen gibt. Eine beeindruckende Stätte. Da es gerade Mittagszeit ist, gibt es leckeren Kuchen und Kaffee im Cafe nebenan.
Weiter geht es kleine Straßen an der Küste entlang. Die Ausblicke auf die Ostsee und die kleinen Inseln sind immer wieder schön. Irgendwann schlägt aber der unzureichende Schlaf der lerzten Nacht zu und wir gönnen uns in Karlshamn zum Nachmittag noch einen Kaffee.
Deutlich aufgebaut bewältigen wir die letzte Etappe bis Kalmar und checken dort gegen 17:00 Uhr im „Calmar-Stadshotel“ ein. Nach duschen und stadtfein machen geht es dann zum Abendessen. Da gefällt uns der Pub im Hotel aber nicht und wir machen uns auf in die Stadt. Dort scheitern wir an den angeschlagenen schwedischsprachigen Speisekarten, bei denen wir nicht mal erahnen können, was wir bestellen sollen. Von Hunger und Müdigkeit geplagt landen wir dann beim Chinesen zum Abendbuffett und werden wenigstens satt.
Nach anschliessendem kurzem Stadtrundgang und einem Absackerbier im Hotel geht es dann ab ins Bett.
3. Tag – Kalmar – Stockholm – 450km
Zum Frühstück in Kalmar gehen wir schon 6:30 Uhr, denn wir wollen früh starten nach Stockholm. Das Frühstück hat ein reichliches Angebot, nur die sehr luftigen Brötchen und dumpfiges Knäckebrot (Hallo, wer hats erfunden? – und dann so was) verderben die Performance.
Start dann gegen 8:00 Uhr aus der Tiefgarage heraus, in der unsere Roller schlummern durften. Dann dachten wir, das Navi spinnt. Aber nach kurzem Blick in die Karte sahen wir, dass es keine Alternative zu 240 km Autobahn gibt. Nun sind die schwedischen Autobahnen ja nicht mit den unsrigen zu vergleichen. Leitplanken gibt es nur in der Mitte, Wildzäune gar nicht. Dafür lustige Warnschilder mit großen gehörnten Wesen darauf. Dann ist die schwedische Autobahn größtenteils dreispurig. Das heißt, man kommt abwechselnd zur Gegenspur in unterschiedlichen Längen immer mal zum Vergnügen der Zweispurigkeit. Das wird dann auf Schildern angekündigt. Aber da es dort sowieso viel entspannter als bei uns zugeht, braucht man das eigentlich selten. Tempo 110, und wenn man auf ein anderes Fahrzeug aufläuft, fährt das mal ein paar 100m auf den Randstreifen und man zieht vorbei.
Außerdem haben wir so gut wie keine Lkw in Schweden gesehen. Wie die ihren Warenverkehr bewältigen, bleibt uns ein Rätsel.
Die schwedische Landschaft präsentiert sich, wie schon am Vortag, durch weiträumige Kiefernwälder, kleinen Gehöften und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Industriegebiete kommen uns nicht zu Gesicht.
Die Autobahn verlassen wir in Söderköpping. Im Fastfoodgrill kommen uns zur Mittagszeit Köttbullar, Kartoffelmus und Preiselbeeren gerade recht.
Nach dem Imbiss fahren wir auf Landstraßen bis zur Fähre über den Braviken. Dabei spielt uns das Navi einen Streich und führt uns zwei mal in den tiefsten schwedischen Wald. Weiß der Kuckuck, wie die Wegpunkte zustande kamen.
Aber Landschaft in Schweden gucken hat auch was und so ist das nicht schlimm.
Auffällig sind die fast ausschließlich rot angestrichenen Häuser im ländlichem Raum. Es gibt da wirklich kaum andersfarbige Häuser und man fühlt sich versetzt zu den „Kindern von Bullerbü“ und „Michel aus Lönneberga“.
Vor der Fähre sammeln sich einige schwedische Motorräder und so brauchen wir es denen nur nachtun und fahren vor den Autos auf die Fähre. Diese ist übrigens für alle kostenfrei.
Nach der Fähre wird es Zeit für einen Kaffee, den wir bei einem zufällig gefundenen Strandbad trinken und dabei den Blick auf die vorgelagerten kleinen Inseln und schicke Motorboote haben.
Danach gibt es wieder Landstraße bis Stockholm. Dort erleben wir eine zügige Einfahrt in die Stadt mit kurz vorbeifliegenden tollen Aussichten. Dank Navi wird das Hotel auch problemlos gefunden. Wir parken die Roller auf der Straße in einer mit „MC“ (Motorcycles) gekennzeichneten Fläche. Da die dabei stehenden Schilder uns Rätsel aufgeben, fotografieren wir sie und lassen uns an der Reception bestätigen, dass wir gefahrlos da parken können.
Das Zimmer im „Hotel Riddargatan“ genügt unseren Ansprüchen auch wieder voll und ganz und nach den Frischmachen starten wir zu einem Stadtrundgang.
Stockholm empfängt uns als große Metropole, aber Dank eines Stadtplanes finden wir uns gut zurecht. Wir schlendern nur ziellos umher und suchen uns dann irgendwo in einer kleinen Gasse, die von Touristen durchflutet wird, in einem Pub unser Abendessen. Auf dem Rückweg zum Hotel lassen wir uns noch auf ein Absackerbier nieder und probieren ein schwedisches Bier. Na ja, es gibt Besseres.
4. Tag – Stockholm Stadt – Fähre nach Tallin
Den heutige Tag verbringen wir in Stockholm und mit dem Einchecken auf die Fähre.
Nach einem reichlichen Frühstück packen wir unsere Sachen und checken aus, können aber die Koffer, Jacke und Helm in einem abgeschlossenem Raum im Hotel deponieren. Dann schlendern wir zum Königspalst und ordern auf dem Weg dahin für 10:00 Uhr eine Stadtrundfahrt.
Ein Meerbusen der Ostsee umschließt die Stadt im Osten mit zahlreichen Buchten sowie etwa 24.000! Inseln, den Schären.
Stockholm für Touristen sind eigentlich die der Stadt vorgelagerten Inseln auf denen sich die Staatsgebäude befinden und die Insel Riddarholmen, auf der weitere historische und administrative Gebäude sind. Natürlich ist Stockholm noch viel mehr, wie wir bei der etwa 1,5h dauernden Stadtrundfahrt erfahren.
Nach der Stadtrundfahrt schlendern wir weiter durch die Stadt. Eigentlich hätte uns noch das ABBA-Museum und das WASA-Museum interessiert, aber wir sind ganz schön pflastermüde und die Zeit ist auch reif, dass wir uns in Richtung Fähre begeben. Wir gehen also zurück zum Hotel, satteln die Roller und sagen Stockholm mit einer kleinen Rollertour durch die Stadt zur Fähre „Tschüß!“.
Das Einchecken auf die Fähre gestaltet sich einfacher als in Rostock. Das Verzurren der Roller treibt uns aber Sorgenfalten auf die Stirn. Die Lademeister lassen uns die Roller mit etwas Abstand auf die Fahrspur stellen und ziehen dann einen Gurt über beide Roller über die Mitteltunnel. Nachdem wir ein Umkippen des Rollers mit zwei Fingern demonstrieren, werden beim Kymco Keile untergeschoben. Bei der SilverWing kommt das wegen der Plasteverkleidungen am Unterboden nicht in Frage und wir verlassen mit einem etwas unguten Gefühl die Roller und suchen unsere Kabine auf. Diese ist wesentlich geräumiger als bei der ersten Fähre, so wie auch die Fähre erheblich größer ist. Mit den vielen Menschen an Bord, einigen Restaurants und Bars, einem Supermarkt, Freeshop u.s.w., kommt schon etwas Kreuzfahrtfeeling auf.
Pünktlich 17:45 Uhr startet die Fähre und wir bekommen bei unserem Bier und Snack aus dem Supermarkt auf dem seitlichen Aussendeck eine fulminante dreistündige Fahrt an den idyllischen Schären vorbei Richtung Ostsee geboten.
Nebenbei kommen wir mit einem Nordschweden ins Gespräch, der bis Görlitz in etwa unsere folgende Tour mit dem Fahrrad bewältigen will – viel Spaß!
Gegen 23:00 Uhr stellen wir schon vorsorglich die Uhren vor und verschwinden in die Kabine.
5. Tag – Tallin – Tartu – 257km
Da wir am heutigen Tag nicht so viel Kilometer absolvieren müssen, bleibt uns nach dem Anlegen 10:00 Uhr estnischer Zeit und einem kurzem Tankstop noch Zeit für Tallinn.
Tallinns Altstadt gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe – und das mit Recht! Sie gilt als eines der besterhaltensten Beispiele für eine mittelalterliche nordeuropäische Handelsstadt.Die Tallinn umgebende Stadtmauer mitsamt ihren Toren und Türmenist genau so sehenswert wie die historische Altstadt. Auf einer Stadtrundfahrt erfahren wir viel von der wandelhaften Historie der Stadt, dass sie aber auch eine Stadt der Moderne ist und sich zusehends zu einer europäischen Metropole entwickelt.
Wir starten unsere Roller und machen uns auf den Weg nach Tartu. Auf den ersten 50 km fahren wir auf einer autobahnähnlichen Straße, bei der uns aber durchaus auch mal ein Skater oder Fahrradfahrer begegnet.
Danach geht es über gute Straßen durch Estland. Auch hier wieder beieindruckende Weiten der teils landwirtschaftlich genutzten, aber auch viel brachliegenden Flächen. Dazwischen Wälder, Wälder, Wälder. Industrie sehen wir nicht, auch keine Rauchfahne am Horizont, die auf eine Fabrik schliessen würde. Zwischendurch immer wieder vereinzelte Gehöfte mit Holzhütten in unterschiedlichem Zustand – von fast verfallen bis gerade neu gebaut. Aber alle bewohnt und ringsum mit einem Garten, der zur Eigenversorgung da ist.
Gegen 17:30 Uhr kommen wir in Tartu an, stellen die Roller auf einen überwachten Parkplatz und beziehen im „Hotel London“ auch wieder ein sehr schönes Zimmer.
Bei einem Stadtrundgang erleben wir das volle Studentenleben.
Tartu wird geprägt von den vielen Universitäten und dem damit verbundenen Studentenleben. Die kulturelle Seite macht sich durch mehrere Theater, Bühnen und Kunstprojekte bemerkbar.
Zum Abend finden uns in einem Steakrestaurant wieder zum sehr gut schmeckendem Bier und Essen. Nach zwei weiteren Bier treibt es uns dann zum Hotel.
6. Tag – Tartu – Sigulda – 333km
7:00 Uhr Frühstück – ohne Brötchen, nur mit Brot aber sonst o.k..
Die Weiterfahrt entschließen wir uns in Regensachen anzutreten, denn das erste mal auf unserer Tour fallen ein paar Regentropfen. Die Regensachen wären nicht zwingend notwendig gewesen, denn bald verziehen sich die dicken Wolken und es geht trocken voran. Wir fahren eine unspektakuläre Strecke mit ähnlicher Landschaft wie in Estland. Wir erleben Straßen, auf denen man 10km absolut geradeaus fährt, dann kommt eine laaanggezogene 15° Rechtskurve und dann geht es wieder 12km geradeaus.
Als Trost fahren wir vor Sigulda dann durch den Gauja – Nationalpark.
12:30 Uhr kommen wir im kleinen Städtchen Sigulda im „Hotel Segevold“ an. Auch da haben wir ein hervorragendes Zimmer. Wir haben genügend Zeit und beschliessen etwa 50km weiter zu fahren und uns Riga anzusehen.
Auch Riga ist eine große Stadt mit historischer Innenstadt, vielen Parks und einem ehemals altrussischem Teil mit Holzhäusern. Das sehen wir wieder bei einer Stadtrundfahrt. Die Stadtrundfahrten haben sich auf unserer Reise bewährt, weil wir immer (in 10 Tagen so eine Tour) wenig Zeit für die Städte hatten und so viel sehen und erfahren konnten. Übrigens waren alle Fahrten mit deutschem Audioführer.
Nach einem kleinen Rundgang fahren wir wieder 1h zurück nach Sigulda. Auf der Suche nach einem Restaurant sehen wir ein interessantes Gebäude, das sich als Bahnhof entpuppt.
Wir entschliessen uns dann doch, im Hotel zu essen und werden mit einem super Abendessen bei gutem Bier belohnt. Wobei die bestellte Schweinshaxe sich doch nur als Teilstück herausstellte, aber dafür mit gourmethaftem Anspruch sehr lecker.
Die Roller stehen hinter dem Hotel und wir begeben uns ins Bett.
7. Tag – Sigulda – Vilnius – 383km
Nach dem Frühstück 7:30 Uhr – leider wieder ohne Brötchen und mit vermutetem Rührei, was aber auch Kefir gewesen sein könnte.
8:30 Uhr Abfahrt Richtung Litauen. Wieder viele km mit Landschaft wie bisher und sehr unterschiedlichen Fahrbahnbelägen. Da wurde das Frühstück noch mal richtig durchgeschüttelt. In Litauen, bald nach der Grenze, legen wir einen Kaffeestop ein, bei dem es leckere Pfannkuchen gibt.
Nach letzten 60 km auf einer eigentlich nicht fahrbaren Holperpiste (die haben die Löcher mit Asphalthügeln noch und nöcher zugepflastert), treffen wir ca. 16:00 Uhr in Vilnius ein.
Weil wir zuerst das Hotel verwechseln (das Richtige liegt 80m weiter) stoppen wir kurz – und dann springt die SilverWing nicht mehr an. Die Batterie tut es nicht mehr – und wird es auch nie mehr. Die letzten paar Meter wird geschoben und wir kommen zum „Dvaras Hotel“. Ein Hotel mit einem Flair aus vergangenen Zeiten, wo die moderne Hotelausstattung sich wunderbar in alte Bestände integriert.
Nach dem Ankommen im Zimmer und der obligatorischen Dusche, begeben wir uns wieder auf Stadtrundgang. Schon bald fällt uns die auf einem Hügel liegende „Obere Burg“ ins Auge, die wir mit Hilfe eines Aufzugs erklimmen. Vom Turm der Burg haben wir einen phantastischen Ausblick auf die für uns schönste Stadt unserer Reise.
Vilnius ist einfach sehenswert. Die Vielfalt an imposanten Gebäuden und die über 50 Kirchen sind beachtlich. Dazu die jenseits der historischen Altstadt über den Fluß gelegenen modernen Hochbauten – toll.
Wir begeben uns wieder in die Altstadt, „atmen“ diese Stadt ein und gehen nach einem Bier in einer der vielen Fußgängerzonen zu einem Italiener Abendessen.
Noch ein Abschlussbier im Retsaurant des Hotels und wir gehen schlafen.
8. Tag – Vilnius – Mikolajki – 347km
6:30 Aufstehen, 7:00 Uhr Frühstück a la carte – d.h., wir sollen aus der litauischen Frühstückskarte unser Frühstück zusammenstellen – und scheitern kläglich. Zum Glück nimmt sich die freundliche Bedienung unser an und serviert uns ein in etwa unseren Wünschen entsprechendes Frühstück.
Dann checken wir aus, begeben uns zu den Rollern und sehen zu, wie wir die SilverWing gestartet bekommen. Dazu muss bei beiden Rollern je ein Seitenkoffer ab, damit per etwas kurzem Starthilfekabel der Kymco Strom spenden kann. Dieses Procedere begleitet uns von nun ab bis Dresden, nur bei Tankstops läuft der Motor auch mal durch. Wir wissen nicht, ob eine neue Batterie allein helfen würde und wollen auch nicht den Schutzbrief in Anspruch nehmen, das wäre uns zu zeitaufwendig. Ausserdem funktioniert das Starten ja so.
Nachdem wir Vilnius hinter uns gelassen haben, taucht schon bald Schloß Trakai auf. Das wollen wir uns unbedingt ansehen. Eine Oma im Rollstuhl, die von ihren Leuten am Straßenrand geparkt ist, winkt uns in den Hof wo wir die Roller gegen einen kleinen Obolus abstellen können. Von dort ist es nicht weit zur Burg. Leider können wir sie nicht von innen ansehen, weil gerade ein Musikfestival aufgebaut wird.
Nun geht es auf den Weg nach Polen. Nach Passieren der Grenze gönnen wir uns Kaffee und Bratwurst und erreichen bald das Gebiet der Masurischen Seen. Die Landschaft wird nun deutlich abwechslungsreicher und ab und zu gelingt uns ein Blick auf das Seengebiet.
Unser Hotel liegt etwas ausserhalb von Mikolajki. Und hier kommt das erste Mal auf unserer Reise Missstimmung auf. Beim Einchecken an der Rezeption werden wir unfreundlich und kurz angebunden abgefertigt. Wir bekommen den Schlüssel ausgehändigt und das wars. Hinweise auf das Bad im Hotel oder die Sauna fehlen, wie auch der deutschsprachige Flyerständer leer ist – im Gegensatz zu den russischen und polnischen zahlreichen Prospekten. Irgendwie fühlen wir uns dumm stehengelassen.
9. Tag – Milolajki – Kuslin – 517km
Eigentlich ist mit der Ankunft in Mikolajki bei den Masurischen Seen unsere Reise zu Ende. Der heutige und morgige Tag dient nur noch der Heimfahrt.
Nach einem ordentlichen Frühstück fahren wir 8:00 Uhr los Richtung Poznan. Mittags gibt es an einer Tankstelle Sprit für die Roller und Pelmeni für uns.
Auf der weiteren Fahrt kommen wir an eine Baustelle, bei der wir kurz vor einer Ampel über eine Kante knallen, die vollkommen überraschend auftauchte. Dann folgt eine Baustellenpiste über mehrere Kilometer. Irgendwann bemerkt Frank, dass seine Kamera, die auf dem Seitenkoffer festgemacht war, weg ist. Kurz vor der Baustelle haben wir getankt, da war sie noch da. Wir fahren sofort die Strecke noch 2x ab, aber weder die Kamera noch irgendwelche Plastesplitter sind zu finden – seltsam, aber nicht zu klären. Wir geben die Suche auf und fahren weiter über Torun nach Kuslin.
In Kuslin im „Hotel Palac Wasowo“ findet gerade eine Hochzeitsfeier statt. An der Rezeption scheint man verwundert über unser Erscheinen. Beim Nachsehen in der Buchungsliste kommt so etwas wie – ach ja, da war doch noch was. Dann herrscht erst mal Ratlosigkeit, wohin mit uns.
Nach einem internen Telefongespräch, bei der etwas süffisant der Begriff „Motocycles“ fällt, taucht ein Typ in Jeans und Pullover auf, mustert uns grußlos und gibt eine kurze Anweisung an die Rezeptionistin. Daraufhin packt diese uns einen Schlüssel hin mit einer Skizze zur Anfahrt zu einem „Gartenhaus“. Nach einer Nachfrage im Dorf finden wir dann auch das Gelände. Ca. 1km vom Hotel entfernt sind da drei Holzhäuser mit jeweils vier Zimmern, umgeben von Tiergattern mit Langhornrindern, Lamas, Ziegen und Schafen.
Unser Zimmer hat Spinnweben an den Fenstern und einen verschmutzten Balkon, ist aber ansonsten in Ordnung. Wir sind da schon verärgert, denn der unfreundliche Empfang, der relativ weite Weg zum Hotel und keine Alternative zum Abendessen in dem sehr kleinen Ort – das hatten wir uns anders vorgestellt. Es kam auch wie es kommen musste: das Personal war mit der Hochzeitsgesellschaft beschäftigt und wir wurden nur notgedrungen bedient. Das Bier kam noch zügig. Aber die Vorsuppe wurde nach 25min fast kalt und die Hauptspeise noch während dem Essen der Suppe serviert – auch nur lauwarm. Nach unserer bisherigen Behandlung stuften wir eine Beschwerde als sinnlos ein und begaben uns zeitig zum Schlafen.
10. Tag – Kuslin – Dresden – 305km
Wir verzichten aufs Frühstück und geben ins Navi „Nach Hause“ mit „Autobahn vermeiden“ ein und starten 7:00 Uhr, um über Guben nach Deutschland einzureisen. In Peitz tanken wir, frühstücken an der Tankstelle und fahren dann die letzte Etappe unserer Reise bis nach Hause.
Fazit:
Bis auf die unschönen Erlebnisse in Polen hatten wir eine tolle Reise. In manch einem Ort hätten wir gern mehr Zeit gehabt, aber die Planung war von uns so gewollt und letztendlich richtig so.
Wir haben sehr viel gesehen und erlebt. Die vielen Eindrücke kann man im Bericht so gar nicht wiedergeben. Teilweise war es anstrengend – aber immer wieder beeindruckend.
Mit der Organisation von „Feelgood-Reisen“ war wir vollauf zufrieden. Alles was in deren Händen lag, war sehr gut geplant und hat hervorragend geklappt.
Unsere Englischkenntnisse haben in fast allen Fällen genügt und mit der EC-Karte konnten wir problemlos in allen Ländern Geld abheben. Getankt haben wir, wenn die Anzeige das letzte Drittel erreicht hat und so wurde auch der Sprit nie knapp.
Eine schöne Tour – insgesamt 3450km – die uns immer in Erinnerung bleiben wird.
Lutz-DD und Gentlemandd