08.04.2017 Feuerwehr Elsterwerda

Heute möchte ich von noch einem ganz besonderen Tourenauftakt berichten. Ich habe es getan, nachdem meine Frau angedroht hat, „Bewegung an frischer Luft, im Wald, ohne brumm tata brumm“, bin ich nach Brandenburg geflohen.
Eingeladen hatte der Feuerwehrverein Elsterwerda 1880 e.V. am 08.April.2017 und sie wollten eine ca. 100 km lange Ausfahrt starten. Vermittelt und vorgeschlagen hatte es Jörg, unser Brandenburger Ableger der Rollerfreunde.
Der Blick aus dem Fenster, grau bedeckter Himmel, das Thermometer zeigt etwas um die 13°C an. Nicht die traumhaften Bedingungen die man zu einer Tour erwarten durfte. Der Wetterbericht sprach zumindest nicht von Regen.
Bin ich also losgefahren, Landstraße B6, um auf die B101 nach Elsterwerda zu kommen. In Meißen zeigte sich sogar kurz mal die Sonne und das stimmte mich optimistisch. Ich hatte noch die Winterkombi an, auch wenn das Thermometer 14°C anzeigte, ich fand es so optimal. Wenn man das Bedürfnis und die Lust auf Sonne, frühlingshaft laue Luft und Temperaturen hat, kühlt man bei längeren Abschnitten so langsam aus. Mit einer sehr, für meine Begriffe, ungenauen Zielangabe bin ich in Elsterwerda aufgeschlagen. Von Jörg hieß es „Richtung Bad Liebenwerda halten, nach der Eisenbahnüberführung links“. Ich bin natürlich vorbei „gedonnert“, am Ortsausgangsschild kam wirklich die Überlegung, in Elsterwerda ist nichts Feuerwehr, kalt ist mir auch, es werden wieder nur überhebliche Motorradfahrer da sein, lass mich in einer eigenen Tour zurück fahren. Ich bin umgedreht und aus dem Augenwinkel habe ich, nun natürlich rechts und vor der Bahnüberführung, den Neubau der Feuerwehr entdeckt. War nicht gut ausgeschildert, ist aber wahrscheinlich auch kein touristischer Höhepunkt. Da konnte ich dann nicht vorbei fahren. Es waren noch nicht viele da, aber Jörg war schon da und zur Begrüßung haben wir erst einmal Bratwurst gegessen. Da mir kalt war, verlangte es nach einen warmen Tee. Damit hatte bei der Feuerwehr niemand gerechnet. Cola hätte ich kriegen können, kaltes Bier, oder Kaffee, erschienen mir aber alles nicht als die optimalen Einstiegsgetränke. Die Feuerwehrfrauen waren sehr praktisch veranlagt und haben Tee gekocht. Einfach nett und Kuchen haben die gebacken, aber ich komme später darauf zurück. Bei Bratwurst und Tee erzählten wir, Jörg z.B. von der Senftenbergtour und Alex und Frank und Besuch bei Jochen und ich habe mich gleich wieder geärgert, weil ich von nichts wusste und alles verpasst habe. Mit der Zeit kamen immer mehr Zweiradfahrer, es wurde auch untereinander geredet. Ein „Shopperfahrer“ erzählte von einer Tour in den USA, usw..
Zeitgleich fuhr von dort ein mit einer Dampflok betriebener Sonderzug Richtung Dresden los. Dort war ja heute das Dampflockfest. Was ich noch nie gesehen, noch nie drüber nachgedacht habe. Dampf-, bzw. Rauchwolken der Lok und elektrische Oberleitungen gibt ja wie Gewitterwolken und Blitzen und Entladungen. Logische, einfache Sachen sind manchmal so beeindruckend. Habe mir natürlich mein Erstaunen nicht anmerken lassen, gehöre ja heute zu einer Gruppe „echten Bikern“. 
Pünktlich um 14 Uhr ging es los, es bedurfte kein Startsignal, es waren einfach alle pünktlich an ihren Maschinen und ohne Gerede und irgendwas formierte sich eine Kolonne. Zwei drei Kurven und alles hatte sich gefunden, sortiert, hatte jeder seinen Platz gefunden. Und dann ruhiges Tempo durch kleine brandenburgische Dörfer, abgelegene Straßen durch den Wald, über Felder. Es war eine Lust, ich hätte jauchzen wollen. Der Frühling war jetzt zu sehen, an der Vegetation, geschmückte Osterbäume und die vielen kleinen Details die jeder Zweiradfahrer kennt. Und seien es die Insekten auf dem frisch geputzten Visier. Zu riechen war er nicht. In Kolonne mit Motorrädern riecht es nach Abgasen. Nichts schöne frische Waldluft, nicht der Duft nach Kiefern und Kräutern. Motorräder stinken, ein Roller würde niemals nicht so stinken. 
(Spr.-Wechsel, Freigabe?)
Elsterwerda, Röderland, Stolzenhain, Spansberg, Lichtensee, nach Zeithain, nach Zeithain sind wir wieder in Richtung Mühlberg und befinden uns jetzt in Burxdorf, genau auf der Ecke, wo wir jetzt eine Pause machen. Sind wir rüber nach Weinberge, Altbelgern, hier diesen kleinen Weg direkt n der Elbe lang, Kossdorf, Lönnewitz und hier war der Flugplatz. Sind wir scharf nach rechts abgebogen, nach Marxdorf, Lausitz, Bad Liebenwerda, Zobersdorf, Prieschka, Saathain und wieder nach Elsterwerda rein.
Ich habe gesehen in Marxdorf und Schmerkendorf, wo unser „Jungjörg“ zur Disko gegangen ist, wo er groß geworden ist und viele Sachen die kein Reiseführer zeigen kann.
Unbedingt möchte ich die Disziplin, Organisation hervorheben. Die Tourführer waren mit Rettungswesten, sind aber so kaum aufgefallen, arbeiteten scheinbar im Hintergrund. Es wurden kurzzeitig Straßen gesperrt, um die Kolonne komplett durch die Runde zu bekommen. Keine Wettfahrten, keine riskante Überholmanöver und was es sonst so als unangenehme Begleiterscheinungen im Kolonne fahren gibt. Auch als eine Maschine technisch bedingt ausfiel, die ging einfach aus und ließ sich nicht mehr starten, fuhr die Kolonne ruhig, langsam geordnet vorbei und formierte sich neu. Die junge Frau wurde natürlich nicht alleine und ohne Hilfe dort zurückgelassen. Ein Organisator hielt mit an und wie ich später hörte wurde das Fahrzeug eingesammelt und heim gebracht.
In Burxdorf gab es eine Pause, da war nichts besonderes nur anhalten, die Raucher rauchten und die Motorradfahrer streckten sich und wer mal musste, musste eben mal. Ja wenn man eine so bequeme Sitzbank hat, wie auf einem Kymco Downtown350i, oder einem anderen Roller, dann muss man sich nicht verbiegen und strecken. In einer so entspannten Haltung Zweirad fahren, die „echten Biker“ werden es nie verstehen und sich weiter quälen. Bei einigen älteren Bikern konnte ich mir auch die Bemerkung nicht verkneifen, wie einfach ist es doch, auf einen Roller zu klettern und so sicher. Aber ich tauge nicht als Missionar und die Motorradfahrer waren zu uns freundlich und wir sowieso. Auf deutsch ich habe mich auch als Rollerfahrer nicht ausgegrenzt, oder schief angeguckt gefühlt. 
Jörg konnte noch sehr viel interessantes, lustiges oder einfach bemerkenswertes über die Gegend erzählen, hat er doch da seine Wurzeln. 
Um vier waren wir wieder an der Feuerwehr, nach 2 Stunden und 106 gefahrenen Tourenkilometern. 
Der Grill rauchte, aber es war Kaffeezeit und die Feuerwehrfrauen haben Kuchen gebacken und so viel. Also der musste einfach gegessen werden und hat so gut geschmeckt. Dieser Abschluss hatte das Potential, um hier bis in die Nacht zu „versumpfen“ und Benzingespräche zu führen. Unbedingt muss erwähnt werden dieser schöne und praktische Neubau der Feuerwehr. Und das Beste ist der elektrische Handtrockner auf der Herrentoilette. Ich habe eine warme Luftdusche genommen, in dem ich darunter gekrochen bin, immer mit dem hoffen und flehen, möge jetzt keiner kommen und aufs Klo müssen. Ein Kymcoroller ohne Griffheizung, wirkt zwar jugendlich, draufgängerisch, aber ist fett ungemütlich, wenn die Hände langsam absterben.
Von wegen sitzen bis in die Nacht und „versumpfen“, doch nicht mit Jörg und seinen interessanten Aspekten. Sofort wurde eine kleine spontane Tour von ihm geplant. Er wollte mir noch die höchste Erhebung Brandenburgs vorführen und weshalb Brandenburg den Status Mittelgebirge erhalten hat. Der Heideberg mit 201 m höchste Erhebung Brandenburgs und diese „alpinen Höhen“ wollten wir erklimmen, natürlich fahrend. Und dann kam die Einladung, über Telefon. 
Eva, Deine Palatschinken sind wirklich die Besten außerhalb Ungarns. Wir sind zu Eva gefahren haben geschwatzt und sie hat uns eben in ihrer Gastfreundschaft bewirtet mit Kaffee und selbstgebackenen und eben Palatschinken, den Klassiker mit Quark und Rosinen, so gehaltvoll und wuchtig, wie man sich ihn nicht mal in seine kühnsten Träumen erträumen könnte. Nicht das wir gerade von der einen Bratwurst- und Kuchentafel aufgestanden wären. Aber einer so netten Einladung, kann man nicht ausschlagen und etwas passt immer rein. Ich liebe Brandenburg, gute Geschichten, feines Essen. Den Besuch musste ich leider abbrechen, ich hätte den ganzen Abend bei den Beiden sitzen wollen, es gab zu erzählen. Aber ich hatte um 19 Uhr eine Verabredung in Dresden. Bin ich also entgegen meiner Gewohnheiten, Überzeugungen nach dem tanken über die Autobahn im Tiefflug mit 120 km/h nach Dresden gedüst, um nur eine Stunde zu spät, bei meiner Verabredung anzukommen. 
Ich habe Eva nicht lange betteln müssen, sie hat mir den Palatschinken eingepackt, auf den Weg, oder so. Sie kann ihre Gastfreundschaft nicht unterdrücken. Ich habe ihn nicht unterwegs gegessen, hat nicht reingepasst, ins Helmfach schon ist ja ein Kymco, aber nicht in meine Bauch. Und eben selbiger, Palatschinken nicht Bauch, hat mich bei den drei auf mich wartenden Damen gerettet, konnte ich doch den erfahrenen, weltgewandten, weitgereisten Erzähler geben. 
Puh das war knapp, danke Eva.
Und danke Jörg, war ganz toll und fetzig und ich bestehe drauf, auf eine Tour mit dir in Brandenburg und der „alpinen Erhöhung“, den Heideberg fangen wir an. Also den muss ich noch mal sehen.
Und an alle Anderen „Tja eben verpasst“, etwa so wie ich alles andere, was cool ist.
Gruß André