10.04.2016 ein König in Ungarn

Da das Wetter hier in Mitteleuropa nur schwer in die Gänge kommt und damit wenig Lust weckt zum ausufernden Zweiradfahren, möchte ich euch nun etwas verspätet zwar, aber doch noch mit 2500 gefahrenen Kilometern neidisch machen.

Eine Woche Ungarn, am 10. April bin ich bei wenig „kuscheligen“ Temperaturen, etwas um die 5°C gestartet. Um schnell wegzukommen habe ich die Autobahn favorisiert, für genau 1 Stunde. Es war kalt, laut und langweilig. Also wieder runter von der Autobahn, Karte raus und mal geschaut. Über Decin, Ceska Lipa, Kutna Hora die Staatsstraße 38 durch Städte und Dörfer in Tschechien, wie wir sie alle kennen. In Brno war ich dann fertig, habe mir ein Hotelzimmer genommen. Nach kurzer Stadtrundfahrt, Abendbrot und ab ins Bett zum aufwärmen.

Der nächste Morgen erwartete mich mit Sonnenschein und die Temperaturen zeigten schon mollige 10°C. Wenn da keine Rollerfreude aufkommt, wann dann. Moped wieder zusammengepackt, ausreichend, nicht zu wuchtig gefrühstückt und los ging die zweite Etappe. Hier jetzt aber wirklich Autobahn von Brno, Bratislava, Rajka (Ungarn). Das ging sehr zügig und flott, auch wenn im Moment diese Autobahn eine einzige Baustelle ist. Es werden sehr viele Reparatur- und Erneuerungsarbeiten durchgeführt, was zu Fahrbahneinengungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen führt.

Die letzte Etappe von Rajka nach Zalakaros sind ca. 180 Kilometer, die Temperaturen jetzt über 15°C bin ich über die schönen ungarischen Dörfer, verlassene Wälder, in denen sich Fuchs und Hase Gute Nacht wünschen, gerollert. Ich habe 4 Stunden gebraucht, aber mit jedem Kilometer kam mehr Urlaubsstimmung auf und wuchs die Lust weiter zu fahren.

In Ungarn war es schon Frühling, die Natur war entsprechend weiter, die Luft mild, die Sonne klar.

Von meinem Urlaubsort bis in die ungarische Hauptstadt Budapest, sind es ca. 200 km. 

Budapest, da wollte ich ja schon immer einmal fahren, habe ich mir für die ungarische Autobahn eine Vignette gekauft, braucht man hier (Tschechien, Slowakei nicht). War nicht teuer. Die Autobahn, so was von in Schuss und leer, hat mich also schnell nach Budapest gebracht. Und dann ging es los. Die Stadt hat wie jede europäische Großstadt unwahrscheinlich Verkehr und Bewegung, mit den unangenehmen Folgen Stau und schlechte Luft. Die Stadt ist durch die ansässige Universität jung und strahlt eine quirlige Lebensfreude aus. Die Zweiradfahrer fahren dort, wie man es von Erzählungen und Filmen aus den südlicheren Ländern kennt. Ich als mittelalter, Regel- und Vorschriften liebender und befolgender, deutscher Tourist habe mich immer angestellt. An einer roten Ampel schrie es mir in breiten österreichischen Dialekt zu, ich soll nicht so einen Quatsch machen und ihm gefälligst folgen. Es wurden die schönsten und aufregensten Kilometer Stadtrundfahrt durch enge Gassen und Straßen dieser Metropole. Beinahe möchte ich sagen, wie ein Tanz durch den Verkehr. Ich habe noch einen Kaffee ausgegeben und dann war er wieder weg, nicht ohne die anzügliche Frage, wann ich denn vor hätte, mir mal ein richtiges Motorrad zu kaufen.

Mein Kymco New Downtown 350i ist gerannt, ist gelaufen ohne zu murren und zu schnaufen. Ich hatte ihm noch die Sommerreifen anschrauben lassen, die Werkstatt hat noch mal alle Flüssigkeiten kontrolliert und so brauchte ich nur Benzin rein schütten. Ich habe ihn aller zwei Tage gewaschen und gestreichelt. Er sitzt sich bequem und durch sein geringes Eigengewicht ist er wie gebaut für die kleineren Landstraßen und die Stadt. 

Die anderen Tage bin ich dann kreuz und quer durch das Land gerollert. Natürlich die obligatorische Runde um den Balaton, durch Weinberge in denen es natürlich noch keinen Wein gibt. Es war ein Traum fahren bei klaren Wetter, milden Temperaturen, die Gerüche, die Farben.

Und die Heimfahrt, wir haben ja alle unsere Pflichten und Zwänge. Autobahn 720 Kilometer in einem Ritt, natürlich mit Tank und sonstigen Pausen. Es war nicht schlimm, Sonntag ruhiger Verkehr und schließlich sollte ich am nächsten Tag pünktlich auf Arbeit sein. Was schlimm war, ab Prag fielen die Temperaturen kontinuierlich bis zur deutschen Grenze auf 6,5°C. Das Licht dazu neblige, novemberartige, nasskalte Stimmung.

Es war mein ganz persönlicher Saisonauftakt, hoffentlich geht es hier auch bald los.

Gruß Andrè