26. bis 29.09.2017 Alexander im Harz

Hallo Zusammen,

hier ein kleiner Reisebericht von einer sehr schönen Rollertour, die ich sehr genossen habe.
Nachdem es zwei Wochen mehr oder noch geregnet hatte, wurde das Wetter wieder besser und ich konnte mit meinem Schnuckelchen, dem Yager GT (GT wie Grand Tourismo) 200i auf Reisen gehen.

Dass der Harz das Ziel sein sollte war schon klar, aber wohin? Das Internet meinte, dass es in Benneckenstein, was seit geraumer zeit im „Großort“ „Oberharz am Brocken“ eingemeindet ist, das schöne „Hotel Harzhaus“ gibt. Ein ehemaliges FDGB-Ferienheim, schön hergerichtet, und der Bahnhof zur Brockenbahn ist auch nicht weit. Also gebucht und dann los, nachdem einige Unterhosen in der kleinen Sporttasche verschwunden waren. Die Sporttasche verschwand samt Elektronikzeugs im Helmfach und im Topcase lagen Regensachen und Gürteltasche, nebst Wasser und Fotozeug.

Los gings… Es mag ja einer meinen, dass 270 Km über Land ein Pappenstiel sind und man das Ziel flink erreicht hat. Aber nicht mit einem kleinen Roller. Nicht das jeniger zu langsam oder schwachbrüstig wäre, nein er ist einfach wendig und einfach zu handeln. Das anhalten, schauen, umdrehen, „abspringen“… fällt so leicht, da macht man das öfters.

26.09.:

Der erste unplanmäßige Stop war nicht etwas das obligatorische Frühstück, die „Nato“-Pause, das Mittag, oder…, sondern der Tagebau Schleenhain. Ein Verkehrsschild mit „Aussicht in den Tagebau“ machte mich darauf aufmerksam. So kamen die ersten Bilder zustande.

Der nächste unplanmäßige halt kündigte sich schon eine weile an, der Druck stieg… Ich hatte den Harz erreicht, die ersten Hügel erklommen, da fand sich ein Waldparkplatz. Nachdem der Druck nachließ, ließ ich mich ein wenig von der Natur treiben.

Der Harz. Urig, Dicht, ja früher sogar mal als unpassierbar geheißen, so war er auch, dieser Wald. Der Duft, die Vögel, das brechen der kleinen trocknen Zweigchen, der Zapfen unter den Füßen – Grandios. Ich weiß nicht ob ich lang wegdämmerte auf der Rastbank am Waldparkplatz, ich war allein.

Der erste Hotelabend war eine Überraschung. Nicht nur das es ausreichend Hotelgäste gab um Buffet anbieten zu können. Für unter 20€ war schlemmen angesagt. Die Küche war hervorragend, das Essen „Sauber & Ehrlich“ gekocht. Die Dessert, eine Wonne…. Klasse!
Danach war ein kurzer Verdauungsspaziergang angesagt, ich prüfte wie lange ich zu Fuß zum Bahnhof pilgerte, um nicht bei der geplanten Zugfahrt zum Brocken die Bahn ohne mich abfahren zu sehen – 20 min.

Den restlichen Abend verbrachte ich in der Hotelbibliothek. Man-o-man… Die haben alle Spiegel-Ausgaben von Anfang der 70er, bis ende der 90er Jahre da. Gebunden zu Büchern, immer 3 Monate in einem Buch. Dazu noch so Raritäten wie „der FDGB-führer“… Ich glaube kurz vor Mitternacht kam noch der letzte Angestellte vorbei und verabschiedete sich. Ich habe mir noch fix im WWW den Fahrplan der HSB angeschaut und mir einen passenden Zug, ohne umsteigen, zum Brocken ausgeguckt.

27.09.:

08:00 Uhr aufstehen, Duschen, Spazieren gehen. Ich kann so schnell nach dem Aufstehen kaum was Essen, also zeit schinden. Das Frühstück übliche Klasse, es gab nur Kaffee oder Tee als Heißgetränk. Dafür Rühr- oder Weichei…

Ich machte mich ausgehfertig, lief am abgestellten Roller vorbei, zum Bahnhof in Benneckenstein. Ich kaufte dort einen Fahrkarte für die HSB – 42€ Hin- und Rückfahrt, man gönnt sich….

Der Zug war fast leer, ich freute mich… Aber nicht mehr lange. Ab Drei-Annen-Hohne, noch mehr in Schierke stiegen sehr viele Fahrgäste zu. Brutal, Schlimm, Katastrophal… Kinder- und Jugendgruppen, diejenigen die mal zukünftig für meine Rente Arbeiten, aber daran glaube ich nicht wirklich. Die hier werden wohl eher Marktschreier, Schauspieler, Wrestler oder Ringer…. 
Der Zug windete sich den Brocken hinauf und spuckte das Bunte Volk oben wieder aus. Eine Stunde hatte ich zeit, dann ging es zurück. Ein Cappuccino im Brocken-Café musste reichen – Es roch nach Wanderer-Schweiß….

Der Zug nahm mich wieder mit, nachdem er die nächsten Jugendgruppen lautstark abgesetzt hat. Der Nachmittag brachte der mir zur Verfügung gestellten Bett-Matratzen-Kombination etwas Arbeit, ich merkte aber nichts davon. Dann ein frühes Abendessen, ein Spaziergang durch den Wald und ab in die Bibliothek…

28.09.:

Heute wieder fahren… Aber wohin? Ah! Bad Gandersheim im „Westen“. Nunja Golden war der nicht, aber wozu da hin? Da gibt es Den? Sonderpostenmarkt schlechthin. Der Laden wurde durch sämtliche Private Fernsehsender gejagt, die Lebensgeschichte des rührigen, absolut Selbst und immer Arbeitenden Inhabers präzise aufgeführt. Am ende musste man die Schnapper suchen, wenn man nicht der Meinung war, dass 3,5l Cola für 3€ Billig war. Also wieder weg da, nicht ohne eine Imbissbratwurst vom Grill mit merkwürdig Gelben „West-Senf“ zu verdrücken. Also nochmal: Wohin???

Rapbodetalsperre, den Vagabunden beim Seilfahren zugucken, zum Hexentanzplatz, aber der war überfüllt, der Lift erst nach oben war zu weit von den Parkmöglichkeiten weg, also nach Thale, zur Rosstrappe. Hier war es ruhiger, man konnte zum Hexentanzplatz rübergucken. Quer durch den Harz (Geil mit dem kleinen Roller) nach Schierke, Ort angucken, wo man soooo oft als Kind mit den Eltern da war. Aber das Highlight des Tages: Das Grenzlandmuseum in Sorge. Es war zwar zu, man sah nur eine alte NVA-Kaserne mitten im Wald, aber der Kolonnenweg, illegal mit dem kleinen Schnuckel langfahren. Schauen wo man rauskommt, im Westen. Herrlich.

Später als den Tag zuvor zurück zum Hotel. Duschen, Abendessen und…. Klar! Bilbliothek. AIDS, Tschernobyl, Nato Doppelbeschluss, Bartschel, Mauerfall….

29.09.:

Ein trauriger Tag, es geht Heim. Das wusste auch meine Elektronische Wegleiteeinrichtung, bestehend aus einem China-Smartphone. Erworben bei Amazon für ~40€ und der Software „Cruiser“ von Navigon, welche übrigens jetzt im Mai eingestampft wird… Die Software wollte mich nicht aus dem Harz lassen. Die Software ist der Hammer, berechnet tolle, Kurvenreiche Strecke, auch über kleine Straßen. Nur macht sie nicht das was sie soll, nämlich von A nach C über B leiten… Der Plan war: Von Benneckenstein, nach Schierke (Kräuterwasser erwerben) und dann um 180° wenden und über Nordhausen nach Heim. Nordhausen war laut Navi zu erst dran, also gut, planänderung, ich kann mich ja anpassen… So schnell merkt man das nicht, man wird ja nicht auf direkten Wege dahin geleitet.Wir fahren dann nach Norden und oben raus aus dem Harz. Nee, machte das Ding auch nicht, nach Schierke sollte es über andere Wege nach Nordhausen gehen. Prima. Sehr spät gemerkt, die Sonne stand immer doof…. Fast 2h verloren weil wir irgendwo um Braunlage noch eine tolle Kurve hatten…

Dann ging es aber, ich gab das Ziel → Nach Hause nochmal neu ein, ich bekam präzise und vielversprechende Navigationsanweisungen, dass sah gut aus… 

Irgendwo im Nirgendwo meinte die Software dann „Ihr Abo ist abgelaufen, kaufen sie jetzt ein neues Abo um weiter Navigieren zu können“. Prima! OK, 30 Tage für 3€ ist kein Ding, wenn man das Ding nicht oft braucht. Zum Kaufen über den Play-Store braucht man aber Internet und das noch möglichst flott… Tja, war da nicht noch was? Na klar, das Nirgendwo… E-Plus und das Nirgendwo, eine lange, lange, lange Geschichte, nur die unendliche war länger. 
Ergebnis: Die Sonne + Uhrzeit = Guter Navigator, wenn der Himmel Wolkenlos wäre….

In Blankenburg! Leute Blankenburg! Ich hätte die Fahrtroute mal aufzeichnen sollen. Wohlgemerkt: Die Software führt über kleine, Kurvenreiche, mir unbekannte Straßen. In Blankenburg hatte ich eine halbe Tankfüllung verbraten und es war nach Mittag. Von Blankenburg aus verließ ich mich dann auf mein Gefühl und lag Richtig. Irgendwo war dann auch ein brauchbares Mobilfunknetz, das verlängern des Abos ging flott und nachdem ich Google-Mappe verwendete, ging es auf auf direkten Weg nach Hause.

Die Sonne ging unter und ich stellte den Motor, die 176ccm ab… Man was war ich fertig, das Muster des Sitzbankbezuges stimulierte meine Nervenenden im Gesäß, Ich musste auf einem Lagerfeuer gesessen haben.

Aber, im Endeffekt eine tolle Tour – Gerne wieder.