20.09.2010 Großglocknertour Tag 6

6. Tag, Montag, 20. September 2010

Am gestrigen Abend haben wir noch die unterschiedlichsten Heimfahrtwege geplant, oder besser die Navigationssysteme haben die Route berechnet. Steffen entschloss sich den letzten Tag auf der Autobahn zu verbringen und laut Rechnung, wären es von Kelheim bis Dresden 367 km und er könnte 12:48 Uhr bereits zu Hause sein. Jens habe ich vergessen, der wollte auch zügig heim nach Leipzig, wegen seinem vierrädrigen Karren, welcher in der Werkstatt steht. Rolf, Alexander und ich wollten eisern und stilvoll Dresden über die Landstraße erreichen, laut Rechnung 416 km und würden es theoretisch bis 15:51 Uhr erreichen, also in 6:30 h. Aber so wichtig war uns das Ankommen dann doch nicht und ich spielte schon mit dem Gedanken, die Anderen zur Verlängerung des Urlaubes zu überreden und glaube fast ein bisschen, es wäre mir nicht schwer gefallen, denn die zu Ende gehende Tour hat nicht nur Spaß gemacht, sondern auch die Gruppendynamik gefördert und eine Verbindung geschaffen. 
Na gut die Fakten. Bei einem ordentlichen und nach deutschem Standart zubereiteten Frühstück, mit garantiert hart gekochten Eiern wurde die Abreise noch etwas in die Länge gezogen. Das Frühstück war in Ordnung, auf der Zirmalm war es besser. Herbert hatte es mit mehr Liebe und nicht nach einem Regelbuch bereitet. 
Alle Klamotten wieder irgendwie am Moped fest gebunden und dann ging es los zum letzten kulturellen Ausflug. Wenn wir schon mal da sind, schauen wir uns noch die Befreiungshalle von Kehlheim an. Wer nun wen, wann von was befreit hat, war uns eigentlich schnuppe. Wir haben noch aufgeschnappt das der imposante Bau unter König Ludwig I. errichtet wurde. Und weil er eben so weithin sichtbar auf der Anhöhe sich erhob, na ja. Auf alle Fälle blieb die Gruppe ihrem Credo treu, auch wirklich keinen Schritt zu viel zulaufen und nutzte den 2007 errichteten Schwerbehindertenaufzug, um die 84 Stufen der monumentalen Freitreppe zu überwinden und doch noch einen triumphalen Einzug in den Monumentalbau zu haben. Wir waren im Übrigen die Ersten Touristen und es war auch gut so. Steffen, Alexander und ich quälten uns dann doch die Stufen zu den Aussichtspunkten hoch. Rolf passte derweilen unten auf unsere Klamotten auf.
Ja und unten auf dem Parkplatz, nahm die Gruppe dann tränenreichen Abschied vom Organisator und Tourführer und Steffen fuhr zügig los in Richtung Autobahn. Blieben noch Rolf, Alexander und ich als Minigruppe und wir rollerten los. In Amberg hat uns Alexander dann verloren, merkte es auch nicht. Drehte einfach um und fuhr weg. Dadurch hatten Rolf und ich noch eine ungeplante Stadtbesichtigung von Amberg per Roller, weil wir auf Verdacht hinterher gefahren waren und ihn nicht mehr fanden. Mit der modernen Kommunikationstechnik haben wir uns wieder an dem Punkt verabredet, wo wir uns verloren hatten und da kam Alexander mit der Wahrheit rüber. Ihn kotzte es in diesem Moment total an, das Rolf und ich die Ruhe weg hatten und immer abreißen ließen. Da hilft erst einmal nur russisch essen, denn auf dem Parkplatz gab es einen solchen Imbiss, welcher von einer russischen Familie betrieben wurde. Russische Küche in Bayern, ist schon was besonderes, aber zu Pelmeni Ketschup oder Mayo, geht auch in Bayern nicht und meine Frage nach Smetana, ließ das Mütterchen hocherfreut und überglücklich einen Becher Schmand aus dem Kühlschrank kramen. Vor lauter Freude wurden wir dann noch überreichlich mit Kostproben ihrer selbst gemachten Piroggen, Kohlrouladen versorgt. Wodka ging leider nicht, aber wir waren fit und sind dann, um die Gruppendynamik wieder herzustellen hinter Amberg auf die Autobahn gerollert. Alexander setzte sich bequem hin, als ob er ein Schläfchen machen wollte und rollerte mit 90 – 110 km/h hinter jedem Lkw her, was mich jetzt zur Weißglut trieb. Autobahn als Zweiradfahrer ist schon ätzend, aber in dem Tempo geht gar nicht. Ich wurde diesmal freiwillig zum Tourführer und wir sind mit 110 – 130 km/h als gesamte Gruppe bis kurz vor Hof gerollert, haben unsere Visiere geputzt und beschlossen die Autobahn doch wieder zu verlassen und auf der B173 nach Dresden zu reisen. Das Navigationssystem hatte auch berechnet, das wir bis jetzt, auch durch das Fahren auf der Autobahn keinen Zeitgewinn erreicht hatten. In Plauen sind wir dann runter und da ich mich ja nicht wirklich auskenne, sind wir dort erst einmal in die falsche Richtung gefahren. Auf der B173 entgegen gesetzte Richtung Dresden. Alexander übernahm wieder die Minigruppe und im schönsten Gruppeneinklang rollerten wir nun über Chemnitz, Flöha, Oederan, Freiberg.
Etwa 145 km vor Dresden haben wir einen Tankstopp eingelegt. Er muss aus mehren Gründen erwähnt werden. Hier habe ich mein letztes eingeplantes Geld ausgegeben. Zur Erklärung, als Kosten für die Reise veranschlagte der Organisator 300 € für den Sparsamen bis 500 € für den Genießer. Dabei sollte alles bezahlt sein, essen, trinken, tanken, schlafen, eben alles. Ich persönlich bin mit 500 € Bargeld losgefahren, mit dem Spot meiner Frau in den Ohren, reicht nie und mit dem Vorhaben im Kopf die Kreditkarte nur im Notfall einzusetzen. Und das habe ich dann auch gemacht, alles Bar bezahlt und sogar noch ein Geschenk für meine Frau mitgebracht, eine original österreichische Kuhglocke. Ihre Begeisterung hielt sich etwas in Grenzen, aber das soll hier jetzt nicht das Thema sein und ich denke in einer ruhigen Minute noch einmal darüber nach. Aber zurück zur Tankstelle, also Tank voll und reicht rechnerisch für die letzten 145 km bis Dresden, blieben mir noch 2,20 €. Ein Kaffee für 1,20 und ein Schokoriegel für 0,70 € gaben mir die nötige Energie, um bis Dresden zu gelangen. Rolf setzte seine Prioritäten anders. Er hat an dieser Tankstelle erst einmal seinen Roller gewaschen, „mit so einem verdreckten Teil, kann ich doch nicht in die Landeshauptstadt rollen.“
In Naundorf haben wir uns dann vom Rolf getrennt, der weiter auf der B173 Dresden erreichen wird und Alexander und ich wir wollten das Ende der Tour noch etwas hinaus schieben und uns durch die allerletzten Kurven des Tharandter Waldes rollernd, den Kick noch einmal spürend, über Freital nach Dresden gelangen. Aber ich kann Euch sagen, die Kurven sind ja so was von lahm.
Ja und dann war 19:00 Uhr jeder zu Hause und die Tour endgültig vorbei. Auf mich wartete, eine neugierige Familie mit meinem Lieblingsabendbrot und der Alltag.

Der offizielle Berichterstatter sucht noch, das ein oder andere aussagkräftige Bild zu diesem Tag heraus. 
André (Rollerkönig)